„Menschen wieder mehr Eigenverantwortung übernehmen lassen“

| Kategorie: Kategorie: Meinung | 2 Minute(n) Lesezeit

Corona spielte in den letzten Monaten eine scheinbare Nebenrolle. Die Inzidenzen waren niedrig, die Krankenhäuser nicht überlastet. Doch mit sinkenden Temperaturen steigen die Zahlen der Infektionen – und zwar nicht nur bei Corona. Auch die Grippewelle rollt langsam aber sicher an.

Dennoch wird in einigen Bundesländern gelockert. So müssen sich Corona-Infizierte ab dieser Woche in Baden-Württemberg und in Bayern nicht mehr in Isolation begeben. Auch in unserem Nachbarland Hessen ist dieser Schritt geplant, ebenso wie in Schleswig-Holstein.

In Rheinland-Pfalz bleibt die Isolationspflicht weiter bestehen.

Erwin Rüddel MdB ist Mitglied im Gesundheitsausschuss und hat seine Einschätzung zur Isolationspflicht gegeben:

„Ich begrüße, dass Baden-Württemberg und Bayern die Isolationspflicht für Corona-Infizierte abgeschafft haben und weitere Bundesländer folgen wollen. Dieser Eingriff stellt einen erheblichen Eingriff in die Autonomie der Betroffenen dar. Andere europäische Länder haben die Isolationspflicht inzwischen aufgehoben und es kam dabei nicht zu einem relevanten Anstieg der Infektionszahlen. Es wird Zeit, den Sonderweg, den wir innerhalb Europas beschreiten, endlich zu verlassen. Es ist epidemiologisch nicht zu erklären, warum der Großteil der deutschen Bundesländer noch an diesem restriktiven Instrument festhält. Es ist jetzt wichtig, dass die anderen Bundesländer nachziehen und damit zu einem bundeseinheitlichen Vorgehen kommen.

 

Erwin Rüddel MdB

Nicht zuletzt ist eine Quarantäne ohne Testpflicht unsinnig, da diejenigen, die eine Quarantäne vermeiden wollen, einfach darauf verzichten können, sich testen zu lassen. Solche inkonsistenten Maßnahmen schaden der Akzeptanz in der Bevölkerung erheblich. Ich kann mir darüber hinaus auch eine Lockerung der Maskenpflicht im ÖPNV bzw. der Bahn vorstellen und somit die Entscheidung für oder gegen ein Maske den Menschen selbst überlassen.

Es ist wichtig, dass wir die Menschen wieder mehr Eigenverantwortung übernehmen lassen. Dazu gehört, dass diejenigen, die krank sind und Symptome haben, zuhause bleiben, so wie bei anderen Atemwegserkrankungen auch. Dafür benötigen wir kein Gesetz. Eigenverantwortung bedeutet darüber hinaus dann auch, sich von Menschenansammlungen fernzuhalten, wenn man eine Infektion vermeiden möchte, da diese das höchste Infektionsrisiko bergen.

Wir werden auf absehbare Zeit mit Corona leben. Deshalb wird es Zeit, wieder mehr Normalität zuzulassen. Mit den zur Verfügung stehenden Impfungen, den Medikamenten aber auch der besseren Grundimmunität in der Bevölkerung sind wir in einer gänzlich anderen Situation als noch vor zwei Jahren. Das Risiko schwerer Verläufe ist deutlich geringer. Zudem fällt die Inzidenz immer weiter. Freiheitseinschränkende Maßnahmen wie Isolation halte ich deshalb aktuell für unverhältnismäßig. Größere Sorgen bereitet mir aktuell eher die Grippe-Welle, die diesen Winter vermutlich heftig ausfallen wird. Aber auch hier gibt es keine gesetzgeberischen Vorgaben, sondern es liegt in der Verantwortung des Einzelnen, sich impfen zu lassen und bei einer Erkrankung zuhause zu leiben.“

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