Ja oder Nein zu „kleinen Ferien“?

| Kategorie: Kategorie: Pro & Contra | 4 Minute(n) Lesezeit

Osterferien, Sommerferien, Herbstferien Weihnachtsferien – diese freien Tage im Jahr werden von Familien mit schulpflichtigen Kindern genutzt, um gemeinsam in Urlaub zu fahren. Doch das waren noch nicht alle. Bis 2024 gibt es entweder eine Woche Pfingst- oder Winterferien, je nachdem, wie Ostern fällt. Die üblichen Ferien sind dafür etwas kürzer. Ab dem Jahr 2024 soll ich das aber ändern und auf die Festlegung der Winter- und Pfingstferien verzichtet werden. Laut Kultusministerium gehe aus Erfahrungsberichten hervor, dass aus pädagogischen und schulorganisatorischen Gründen ein Verzicht dieser Ferien bevorzugt werde – die Zeit zwischen den Ferienabschnitten sei besonders für Prüfungen und für sinnvolles pädagogisches Arbeiten zu kurz.

In der CDU-Landtagsfraktion wurde dieses Thema kontrovers diskutiert. Der Parlamentarische Geschäftsführer, Martin Brandl, befürwortet die „kleinen Ferien“, sprich entweder Winter- oder Pfingstferien. Die Lehrerin und Bildungs-Obfrau der CDU-Fraktion, Jenny Groß, argumentiert: „Die Einführung der Pfingst- und Winterferien vor einigen Jahren war aus pädagogischer Sicht absolut nicht sinnvoll und hat nicht wirklich viel gebracht.“

 

PRO

Ich bin als Abgeordneter und auch als Vater für die Beibehaltung der „kleinen Ferien.“ Die 2019 eingeführten Winter oder Pfingstferien sind aus meiner Sicht familienfreundlicher als die alte Regelung.

Ferien sollen im Sinne der Familien – Schülerinnen, Schüler und Eltern – und der Lehrkräfte sein und den Bildungserfolg fördern. Die Erfahrungen seit Einführung der „kleinen Ferien“ haben die Erwartungen der Betroffenen weitgehend erfüllt. Schon in Umfragen aus dem Jahr 2014 wollten Eltern eine Veränderung der Ferienregelung, die 2019 dann auch gekommen ist.

Die „kleinen Ferien“, insbesondere wenn es Pfingstferien sind, verkürzen die lange Schulwochenzeit, so dass nicht mehr 12 oder 13 Schulwochen am Stück intensiv gelernt werden muss. Gerade den jüngeren Schülerinnen und Schülern erleichtert dies ein erfolgreiches Lernen. Und die Älteren sind vermutlich auch froh, wenn sie eine umfangreichere Hausarbeit in Ruhe, ohne Zeitdruck erledigen können und dazu ein paar Tage Erholung haben.

Insbesondere Pfingstferien bringen weitere Vorteile mit sich. Zum einen führen sie zu einer besseren Strukturierung des Sommerhalbjahres. Zum anderen ermöglichen sie vielen Familien einen Urlaub außerhalb der Hauptsaison, der im Juli/August für manche gar nicht bezahlbar wäre. So haben mehr Familien die Möglichkeit, sich gemeinsam zu erholen und zusammen Neues zu entdecken. Auch das kann der sozialen Entwicklung von Kindern zuträglich sein, auch das trägt zur Chancengleichheit bei.

Auch begrüße ich, dass die Zahl der beweglichen Ferientage von vier auf sechs angehoben worden ist. So haben Schulen mehr individuelle Freiheiten und Möglichkeiten, regionalen Anforderungen und Besonderheiten Rechnung zu tragen.

So hoffe ich, dass es auch nach 2024 bei den „kleinen Ferien“ bleibt, wie wir sie schätzen gelernt haben.

Martin Brandl MdL

CONTRA

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Jenny Groß, argumentiert: „Die Einführung der Pfingst- und Winterferien vor einigen Jahren war aus pädagogischer Sicht absolut nicht sinnvoll und hat nicht wirklich viel gebracht. Die meist kurzen Ferien haben die betroffenen Schuljahre eher auf den Kopf gestellt und die angedachte Erleichterung oder Entspannung der Schulwochenzeit ist nicht eingetreten.

Vielmehr war die Zeit zwischen den unterschiedlichen Ferien, zwischen Klausuren und Tests, mitunter einfach zu kurz, oftmals erfolgte eine Häufung der Klausur- oder Prüfungstermine in relativ kurzer Zeit. Die Notenvergabe und die Prüfungssituation wurden durch das ständige wieder reinkommen und das Wiederholen des Unterrichtsstoffes nach den kurzen Ferien nur erschwert.

Ebenfalls mussten etwaige Praktika oder Projektwochen, die ein ganz essenzieller Teil des normalen Schulalltags sind, entsprechend um die Ferien herumgeplant werden und haben mitunter die Zeit zwischen den Ferien noch weiter verkürzt.

Auch die Vereine, insbesondere die Fastnachts-/Karnevalsvereine, beklagten die Winterferien, da sie kaum ihre Auftritte mit der reduzierten Gruppe durchführen können. Auch die Session mit ihren Sitzungen hat durch die Ferien Probleme beklagt. Zur Unterstützung des Ehrenamtes ist das Ende der kleinen Ferien positiv anzusehen.

Die Aussage, dass die kurzen Ferien häufig für Urlaube genutzt werden, zweifle ich an. Die Preise sind nicht unbedingt günstiger als in den Sommerferien und nicht jeder fährt Ski oder in die Sonne.

Hinzu kommt das Thema der Betreuung, denn die Eltern müssen häufig versuchen Arbeit und Ferienzeiten zu koordinieren. Mit den Kleinen Ferien haben diese häufiger die Problematik der mangelnden Betreuung zu beklagen, da das Urlaub nehmen in kurzen Taktungen nicht mit den regulären Urlaubszeiten einhergeht und die Arbeitgeber dies nicht per se dulden. Auch ist es für viele Eltern nicht klar, in welchem Jahr denn nun welche „kurzen Ferien“ anstehen, hier fehlt es an einer klaren Linie. Die Weihnachts- und Osterferien zwei Wochen zu haben bringt zudem allen Beteiligten auch eine etwas längere Erholungsphase, dies ist nicht gegeben, wenn es die „kurzen Ferien“ bereits sehr zeitnah an die Weihnachtsferien beispielsweise gibt.

Ich begrüße daher, dass die Landesregierung mit der neu geplanten Verwaltungsvorschrift offensichtlich die Erfahrungen und die Wünsche von Schülern und Lehrkräften berücksichtigt und in den kommenden Jahren auf Pfingst- bzw. Winterferien verzichten will.

Ich würde es zudem befürworten, wenn seitens der KMK (Kultusministerkonferenz) eine flexiblere Regelung in Bezug auf die Sommerferien getroffen werden würde. Beispielsweise könnten die Bundesländer rotierend als erstes bzw. als letztes in die Sommerferien starten. Dann könnten je Bundesland auch die Kleinen Ferien entsprechend etwas flexibler gestaltet werden.

Jenny Groß MdL

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