„Wir alle können weniger Strom verbrauchen“

| Kategorie: Kategorie: Interview | 3 Minute(n) Lesezeit

Kürzer duschen, Heizung runterdrehen, Elektrogeräte ausschalten. Was können wir tun, um Energie zu sparen? Diese Fragen schwirren bei vielen Bürgerinnen und Bürgern durch die Köpfe. Mit dem Leiter des Zukunftsfeldes Klimaschutz und Landwirtschaft der CDU-Landtagsfraktion, Gerd Schreiner, haben wir genau über diese Themen gesprochen.

Herr Schreiner, die Strompreise explodieren, das Gas wird knapp. Was ist zu tun?

„Der Schlüssel hier ist Ehrlichkeit und Verlässlichkeit. Es ist Zeit, dass wir zum einen die Lage klar in die Bevölkerung kommunizieren. Zum anderen müssen wir Entscheidungen treffen – Entscheidungen, auf die sich Bürgerinnen und Bürger, sowie unsere Wirtschaft verlassen können, mit denen sie planen können.“

Was bedeutet das konkret? Welche Entscheidungen sind zu treffen?

Wenn wir im Winter unsere Schulen heizen wollen, können wir es uns dann im Sommer leisten, unsere Schwimmbäder zu heizen? Wer soll das entscheiden? Irgendein Beamter oder der Schulleiter? Oder vielleicht doch wir Volksvertreter? Oder drücken wir uns um die Entscheidung? Wenn wir wollen, dass unsere Industrie sicher produziert, jeden Tag, müssen wir als Politik dann unserer Industrie Energiemengen garantieren, vielleicht 50 Prozent. Und verpflichtet sich umgekehrt ein Industrieunternehmen, als Preis für diese Garantie, schon heute nur noch 50 Prozent der Energie zu verbrauchen, damit es im Januar sein Werk nicht runterfahren muss? Auch hier: Wer soll das entscheiden? Der Chef der Netzagentur oder der örtliche Gasversorger? Oder liegt das nicht auch bei uns Volksvertretern?Die Landesregierung kommt hier leider ohne Plan daher!“

Wie sieht der Plan der CDU aus? Haben wir einen?

„Kurzfristig: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not! In diesem alten Sprichwort steckt viel Wahrheit. Wir alle können weniger Strom verbrauchen. — Wir alle. Dann kommt die Wäsche halt wieder auf die Leine statt in den Trockner. Dann läuft der Fernseher halt nicht den ganzen Tag. Gleiches gilt auch für unseren Gasverbrauch.

Doch wie sieht es im kommenden Winter aus? Ich hatte es angesprochen: Die Schwimmbäder und Schulen. Wir müssen unseren Kommunen mit Handreichung ausstatten, wie sie mit energieintensiven Einrichtungen wie Schwimmbädern umgehen sollen und welche Vorsorge (z.B. sogenannte „Wärmestuben“) zeitnah vorbereitet oder umgesetzt werden soll. Wir müssen zudem klar priorisieren, welche Räumlichkeiten und Betriebe auf jeden Fall am Netz bleiben müssen.“

Klingt schlüssig! Wie stellen wir uns mittel- und langfristig im Bereich Energie neu und gut auf?

„Mit billigem Gas und Öl wurden wir angefixt, nun sollen wir damit erpresst werden. So ist der Plan. Das Spiel spielen wir nicht mit. Unsere Ingenieure zeigen uns seit Jahren, seit Jahrzehnten, wir können Mobilität und Wärme und Strom machen mit immer weniger Energieverbrauch, mit immer weniger CO2-Ausstoß, mit immer mehr Wertschöpfung in Deutschland und Europa und am Ende sogar billiger für kleine und große Kunden.“

Die Zukunft liegt also in der Unabhängigkeit und den Erneuerbaren?

„Jede Kilowattstunde aus erneuerbaren Energien macht uns unabhängiger von Gas. Fangen wir mit PV-Pflicht auf unseren eigenen Landesliegenschaften an – in unserem Nachbarland Baden-Württemberg Standard. In Rheinland-Pfalz werden die Gewerbetreibenden in die Pflicht genommen und das Land kommt seiner Vorbildfunktion nicht nach. Hier müsste längst das Solargesetz nachgeschärft werden. Mittelfristig können wir uns nachhaltige Wärmekonzepte überlegen. Mittelfristig können wir Fernwärme ausbauen und Geothermie. Mittelfristig können wir Wärme mit Strom machen. Und ceterum censeo: Wir brauchen ein Ausbauziel für die Wasserkraft. Es bleibt unbegreiflich, warum das Osterpaket der Bundesampel die kleine Wasserkraft in Gefahr gebracht hat oder warum Wasserkraftanlagen in Rheinland-Pfalz stillstehen anstatt dringend benötigten Strom zu produzieren. Es ist klar, dass wir uns derartiges nicht mehr lange leisten können.

In Summe müssen wir uns ehrlich machen. Wir alle müssen uns unserer Verantwortung bewusstwerden. Alle müssen mittun, dass Strom-, Wärme- und Mobilitätswende gelingen. Alle müssen mittun, dass 1. wir unsere Wohnungen heizen können — und 2. niemand arbeitslos wird, weil seine Firma keine Energie mehr bekommt, und 3. darf dabei niemand finanziell überfordert werden.“

 

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