Frauenquote: Kommt die große Zäsur?

| Kategorie: Kategorie: Meinung | 2 Minute(n) Lesezeit

Friedrich Merz will auf dem Parteitag der Bundespartei im September dafür werben, dass auch in der CDU eine Frauenquote eingeführt wird. Kommen wir als CDU nicht mehr um die Quote herum? Ist sie das richtige Instrument, um mehr Frauen für die Union zu gewinnen? Wir haben die Vorsitzende der Frauen Union im Land, Ursula Groden-Kranich, sowie die Vorsitzende des Arbeitskreises Frauen in der JU, Sandra Gratzfeld, nach ihrer Meinung gefragt.

„Warum braucht es eine Frauenquote in der CDU?

Um Wählerinnen und Wähler anzusprechen, braucht es ein Angebot, das Frauen und Männer in gleicher Weise repräsentiert. In unsere CDU-DNA haben wir den Gedanken, eine Volkspartei zu sein, fest verankert. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen und das öffentliche Bewusstsein, für mehr Diversität und Chancengleichheit für Frauen, wächst.
Frauen müssen daher künftig deutlich häufiger in Parteiämter gewählt, bei Kandidatenlisten aufgestellt und für Mandate berücksichtigt werden. Die CDU muss zur modernen, attraktiven Organisation werden, die auch in Zukunft zum Mitwirken einlädt. Themen und Diskussionen dürfen sich dabei nicht mehr um uns selbst drehen, sondern müssen Lösungen für alle Menschen unseres Landes in ihren jeweiligen Lebenssituationen bieten. Wir wollen und brauchen mehr weibliche Mitglieder für unsere CDU. Wir wollen mehr Mitglieder für unsere Partei und vor allem Wählerstimmen gewinnen, dass wir in Regierungsverantwortung gestalten können. Es kann nicht sein, dass wir uns an dem Thema Frauenquote so entzweien, wo wir doch bereits eine Vielzahl von Quoten in unserer Partei haben, die Proporz heißen und sich wie selbstverständlich umsetzen lassen.
Für mich ist die Quote eine ‚Brückentechnologie‘ geblieben, derer es derzeit an vielen Stellen unserer Gesellschaft noch bedarf. Teams von Frauen und Männern sind erfolgreicher. Sie führen zu mehr Kreativität und mehr Innovationen und genau das brauchen wir, um wieder eine erfolgreiche Parteiarbeit voranzutreiben. Dazu braucht es uns Frauen!“

Ursula Groden-Kranich, FU-Vorsitzende Rheinland-Pfalz

„Eine Quote ist laut Definition das Aufteilen eines Ganzen auf einzelne Teile, was im Zusammenhang mit der unbeliebten Frauenquote bedeuten würde, dass Kompetenz sowohl beim männlichen Anteil als auch beim weiblichen gesucht wird. Dabei ist dieser Anteil variabel frei wähl- und diskutierbar.
Der Status Quo oder die Situation ohne ein solches Aufteilen hat zur Folge, dass wir wiederkehrend dieselbe Sichtweise und denselben Lösungsansatz wählen, wenn wir ausschließlich eine bestimmte Personengruppe zu Wort kommen lassen. Erwiesenermaßen haben Gruppen bessere Ideen, wenn sie gemischt sind. Dabei geht es nicht ausschließlich um das Geschlecht männlich oder weiblich, relevant sind auch unterschiedliche Berufsgruppen, Alter, etc. Nichtsdestotrotz besteht die Gesellschaft zu 50% aus Frauen, sodass es sich für uns in vielerlei Hinsicht als Partei lohnt, die weibliche Sichtweise mit einzubeziehen. Oder anders gesagt: Wir können uns als CDU gar nicht mehr leisten, gute Ideen und Kompetenzen nicht zu berücksichtigen. Wenn sich die Hälfte der Bevölkerung von der CDU nicht mehr vertreten fühlt, verlieren wir Wahlen und Annalena Baerbock wird Außenministerin.
Wenn wir glauben, keine Frauen zu finden, müssen wir entweder besser suchen oder unser eingestaubtes Partei-Image der alten weißen Männer attraktiver für die Gesellschaft machen. Andernfalls müssen wir uns eingestehen, dass wir tatsächlich nur Politik für eine Personengruppe machen: männlich, weiß, undivers.“

Sandra Gratzfeld, Vorsitzende des JU-Arbeitskreises Frauen

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