„Frauenrechte werden bei Gleichstellungsdebatten in die zweite Reihe gedrängt“

| Kategorie: Kategorie: Aus der Partei | 3 Minute(n) Lesezeit

Weltfrauentag im Zeichen des Krieges: In diesen Tagen fliehen hunderttausende Frauen und Kinder verzweifelt und allein aus der Ukraine. Ursula Groden-Kranich, Vorsitzende der Frauen Union Rheinland-Pfalz, fordert für sie besonderen Schutz und Hilfe. Sie betont: „Ich bin überzeugt, dass es Frauen braucht für den Frieden. Wir stehen an der Seite all jener, die fliehen und die mutig für die Freiheit kämpfen.“
Ein Gespräch außerdem über Frauenrechte in Zeiten von Genderdebatten, Frauen in der CDU und die Herausforderungen der FU.

Die Bilder dieser Tage bewegen uns alle: Frauen und Kinder, die allein und verzweifelt aus der Ukraine fliehen. Was kann die Politik, was kann die Gemeinschaft tun, um zu helfen?

Gerade sie und auch die Kinder brauchen unseren besonderen Schutz. Viele von ihnen erleben Grausames auf ihrer Flucht zu uns und stehen jetzt ohne Partner und ohne Familie da. Wir müssen ihnen Stabilität und Sicherheit verschaffen – und so gut es geht auch Alltag ermöglichen. Das heißt, Kinder sollten in Kindergarten und Schule gehen können. Die Mütter müssen wir auffangen – sie haben alles verloren, sie bangen um ihre Männer und haben, das hören wir immer wieder, auf der Flucht vielleicht Gewalt erfahren. Wir können uns nicht annähernd vorstellen, was sie durchmachen.

Schauen wir dennoch aus Anlass des Weltfrauentages auch einmal zu uns. Seit dessen Einführung 1911 hat sich für Frauen viel verändert. Wo sehen Sie als FU heute die größten Schwierigkeiten in der Gleichberechtigung?

Ich sehe die Gefahr, dass Frauenrechte immer weiter in die zweite Reihe gedrängt werden. Unsere Hauptaufgabe ist es, diese immer wieder aufzuzeigen und den Frauen, die dafür kämpfen, Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die vielen anderen Gleichstellungsdebatten, die gerade immer wieder aufkommen, nützen uns Frauen gar nichts. Dabei sind Frauen die größte Bevölkerungsgruppe! Wenn wir übers Gendern oder über Transgender debattieren, dürfen wir nicht vergessen, dass wir noch immer keine echte Gleichberechtigung für Frauen haben. Schauen Sie sich die Unternehmen an – oder auch unsere eigene Partei.

Welche Probleme haben Frauen in der CDU aus Ihrer Sicht?

Parität sollte doch heute gar keiner Diskussion mehr bedürfen – und trotzdem sind wir da nicht wirklich weitergekommen. Das ist nicht nur bedauerlich, sondern entspricht auch einfach nicht der gesellschaftlichen Realität.
Wie blicken Sie auf die jungen Frauen von heute in der Politik? Herrscht da Gleichberechtigung? Was hat sich da verändert?
Wir haben viele tolle junge Frauen, die aktiv ihre Rolle in der Politik und der Gesellschaft einnehmen! Ich sehe aber auch viele Frauen, die sich dem aggressiven Wettbewerb um Ämter und Mandate nicht stellen wollen. Das fängt außerdem bei den Sitzungsterminen an und hört bei testosterongesteuerten Männern auf, die einem die Welt erklären wollen. Viele Frauen suchen sich dann lieber ein anderes Betätigungsfeld – die wollen sich das nicht antun. Deshalb muss die CDU sich ändern.

Merkel, von der Leyen, Kramp-Karrenbauer: Es gibt eine Reihe von Frauen, die es in der Union dennoch bis ganz an die Spitze der Partei geschafft haben. Warum brauchen wir trotzdem noch eine Frauen Union?

Aus den vorher genannten Gründen. Es braucht noch viel mehr Frauen in der Politik. Und wir müssen die Strukturen schaffen, damit es für sie attraktiver wird mitzumachen. Es muss uns mehr um ein partnerschaftliches Miteinander gehen, ums Verbindende statt ums Polarisieren. Wir wollen keine sozialistischen Geschlechterkämpfe, wir wollen konstruktive Veränderungen. Das unterscheidet uns von anderen Frauenorganisationen. Sicher muss die FU da auch an ihrem Image arbeiten. Und wir müssen viel stärker aufs Mentoring setzen und dürfen Frauen, die sich engagieren wollen, nicht alleine lassen.

Ursula Groden-Kranich

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