„Herr Schreiner, wie sozialverträglich ist das E-Auto?“

| Kategorie: Kategorie: Interview | 3 Minute(n) Lesezeit
Gerd Schreiner MdL

Die Politik hat große Pläne, denn schon 2030 sollen bis zu 15 Millionen E-Autos auf Deutschlands Straßen unterwegs sein. Doch wird sich jeder ein E-Auto leisten können? Und woher kommt der Strom? Wir sprachen darüber mit Gerd Schreiner, Leiter des Zukunftsfeldes Klimaschutz und Landwirtschaft der CDU-Landtagsfraktion.

Herr Schreiner, nach Vorstellungen der Ampel sollen bis 2030 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Dazu bräuchten wir Steigerungen der Verkaufszahlen pro Jahr von 33 Prozent. Wie realistisch ist das?

15 Millionen Elektroautos in neun Jahren – das ist kein besonders ambitioniertes Ziel der Ampel. In Vorbereitung auf dieses Interview habe ich heute im Internet die Homepages von fünf beliebigen Automobilhersteller aufgerufen. Auf der Startseite wurden mir immer reinelektrische Autos angepriesen. Ich möchte wetten, Ihr nächstes Auto hat einen E-Motor. Und da wir in Deutschland unsere Autos nur neun Jahre halten (bevor sie den Rest ihres Lebens im Ausland fahren), glaube ich, wir werden uns 2030 nach Autos mit Verbrennermotor umdrehen.

Die Ampel will die Förderung bei den Hybrid-Fahrzeugen danach bemessen, wie stark tatsächlich auf „E“ gefahren wird. Sinnvoll?

Ich finde schon. Viele Hybrid-Leasingfahrzeuge kommen zurück und das Ladekabel ist noch originalverpackt. Das ist ja nicht der Sinn der Übung.

Die Pläne klingen ja schön. Aber schaffen wir es wirklich, die Lade-Infrastruktur aufzubauen? Stichwort ländliche Räume.

Eine Familie verbraucht 4.000 bis 5.000 KWh im Jahr. Mit Elektroauto sind es 1.800 KWh mehr. Ja, das muss man beim Netzausbau berücksichtigen, aber ein Elektroauto zieht seinen Strom in der Regel zu anderen Zeiten, als die übrigen Verbraucher des Hauses. Und mit entsprechenden Preisanreizen, dass nämlich Strom in Zeiten mit viel Wind- und viel Sonnenstrom billiger ist, könnte man ein netzdienliches Verbrauchsverhalten zusätzlich steuern.

Müssten wir noch stärker in die Förderung privater Anschlüsse gehen?

Vielleicht, der stärkste Anreiz ist aber, dass E-Autos sich einfach rechnen. Laut ADAC kostet beispielsweise der ID3 von VW bei 15.000 km Fahrleistung im Jahr all inclusive 0,44 Eur0 pro Kilometer und im Vergleich ein Golf GTD 0,55 Euro! Das ist doch eigentlich schon ein starker Anreiz…

Mal schlicht gefragt: Haben wir den Strom für 15 Millionen und mehr E-Autos?

Das Bild kennen wir alle. Wir fahren an einem Windpark vorbei, einzelne Windräder drehen sich, andere aus „unerfindlichen“ Gründen nicht. Des Rätsels Lösung: Im Jahr verschwenden wir schon heute 6 TWh Strom (das entspricht 20 Prozent des Verbrauchs in Rheinland-Pfalz) allein dadurch, dass wir Windräder trotz Wind sich nicht drehen lassen. Deshalb eine kleine Rechnung: Wir Rheinland-Pfälzer fahren im Schnitt am Tag 40 Kilometer mit dem Auto. Ein Elektroauto verbraucht dafür heute knapp 5 KWh. Das heißt, allein mit dem verschwendeten Windstrom könnten 3,5 Millionen Autos 365 Tage fahren. Und da die Autobatterie für Langstrecken das Vielfache der in der Regel benötigten 5 KWh speichert, könnte eine batterieelektrische Pkw-Flotte laden, wenn Wind weht, und Strom ins Netz zurückgeben, wenn kein Wind weht. Das wird ganz nebenbei ein gutes Geschäft für uns Verbraucher, denn den zurückgespeisten Strom lassen wir uns natürlich vergüten…

Ist das E-Auto sozialverträglich? Werden sich nur gut Situierte E-Autos leisten können?

Das Elektroauto mit den aktuell höchsten Zulassungszahlen, es ist ein Fünfsitzer aus Frankreich, kostet als Neuwagen im Leasing 2,63 Euro am Tag. Ich finde, das ist ein guter Preis, den auch andere Hersteller bieten. Und ich erinnere noch mal an die Zahlen des ADAC: In den Gesamtkosten mit Anschaffung, Wartung und Verbrauch liegen Elektroautos preislich deutlich unter Verbrennern.

Wie ist die Umweltbilanz des E-Autos tatsächlich und müssten wir da nicht technologieoffener rangehen?

Für die Umweltbilanz jedes Autos, auch jedes Elektroautos ist entscheidend, dass es am Ende nicht in der Schrottpresse landet, sondern recycelt wird. Jedes Auto steckt voller wertvolle Rohstoffe.

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