Neuer Weg hin zu neuer Spitze

| Kategorie: Kategorie: Aus der Partei | 3 Minute(n) Lesezeit
Das rheinland-pfälzische Team bei der Kreisvorsitzendenkonferenz in Berlin

Wir erreichen Markus Wolf im ICE aus der Pfalz nach Mainz. Es ist früh am Morgen, aber die Laune ist gut. Wenn man so will, ist auch der Zug Richtung CDU-Erneuerung jetzt richtig in Fahrt gekommen.
Wolf ist Mitglied im Landtag, und der 41-Jährige ist Kreisvorsitzender der Bad Dürkheimer CDU. Also ist er am vergangenen Wochenende auch nach Berlin zur großen Kreisvorsitzendenkonferenz gereist. Mit im Gepäck hatte er eine Umfrage aus seinem Verband: Stolze 80 Prozent der befragten Mitglieder hatten sich darin für eine Mitgliederbefragung zum CDU-Parteivorsitz ausgesprochen.

Und so ist Markus Wolf nun zufrieden mit dem jetzt eingeschlagenen Weg der Partei. Der Abgeordnete und Kommunalpolitiker, er ist spürbar motiviert für den Aufbruch und die Erneuerung – das steckt an.
Der Pfälzer hofft, dass es jetzt zu überzeugenden Teamlösungen kommt. „Die Mitglieder wollen wissen, was hinten rauskommt“ – also wer neben dem Parteivorsitz weitere wichtige Positionen besetzen würde. Die des Generalsekretärs und des Fraktionsvorsitzenden etwa.

Dabei müssten vor allem auch Frauen berücksichtigt werden – und Vertreter aus dem Osten Deutschlands. „Wir brauchen neue, spannende Köpfe, die es schaffen, das Vertrauen in die CDU zurückzugewinnen“, sagt Markus Wolf.
Doch nicht nur die Köpfe sind wichtig, es geht den Kreisvorsitzenden, das wurde in Berlin deutlich, auch um eine inhaltliche Neuaufstellung. Markus Wolfs Meinung dazu ist sehr klar: „Mit dem Standardreflex, die Union müsse nur wieder konservativer werden, werden wir keine Wahl mehr gewinnen. Natürlich müssen wir für unsere Überzeugungen kämpfen, aber wir müssen auch eine moderne Klimaschutzpolitik machen und gesellschaftlich-liberale Positionen vertreten.“

Dass es auf die Breite der Partei ankommt, sieht auch Dennis Junk (37), frisch gebackener Kreisvorsitzender im Kreis Bernkastel-Wittlich, so. Er setzt mit Blick auf die kommenden Wochen auf eine – für ihn möglichst einvernehmliche oder zumindest große – Teamlösung, die genau diese Breite abbildet. Nur dann könne ein Votum eindeutig ausgehen – und die Partei nicht weiter spalten.

„Wir brauchen ein breites Votum“

Darauf hofft auch Maike Malzahn, Kreisvorsitzende der JU Mainz-Bingen. Sie ist eigentlich keine Befürworterin einer Mitgliederbefragung („Wir haben eine repräsentative Demokratie“), sieht aber im aktuellen Prozess durchaus eine Chance: „Es ist gut, die Basis jetzt einzubeziehen, aber wir brauchen dann auch ein breites Votum“, betont die 29-Jährige. „Alle Mitglieder sind jetzt in der Verantwortung, sich eine Meinung zu bilden und sich an der Abstimmung zu beteiligen. Eine Entscheidung, die sich auf 20 Prozent der Mitglieder stützt, möchte ich nicht erleben.“

Wer es denn nun werden soll, der oder die neue Vorsitzende? Dazu wollen alle unsere Gesprächspartner keine öffentliche Aussage treffen. Maike Malzahn wünscht sich für die personelle Erneuerung in jedem Fall eine „junge, dynamische Identifikationsfigur an der Spitze der Partei“ – und eine Frau dürfe dabei selbstredend nicht fehlen.
Der vorgeschlagene Prozess findet Maike Malzahns Zustimmung: „Wir müssen sicherstellen, dass alle Mitglieder erreicht werden können – das geht nur per Brief.“

„Kein Mitglied darf jetzt ausgeschlossen werden“

Für Thorsten Wollscheid, Vorsitzender der Trierer CDU, ist im Verfahren eines ganz besonders wichtig: dass kein Mitglied ausgeschlossen wird. Zwar hält er die geplanten digitalen Formate, mit denen die Kandidatinnen und Kandidaten sich Ende November vorstellen werden, für den besten und unkompliziertesten Weg. Doch er befürchtet, dass gerade ältere Mitglieder damit Schwierigkeiten haben könnten. Deshalb arbeitet sein Kreisverband schon daran, auch ihnen die Angebote zugänglich zu machen – zum Beispiel mit einer Art „Public Viewing“. „Die Verbände müssen jetzt dafür sorgen, dass wirklich alle mitgenommen werden“, betont Thorsten Wollscheid. An diesem Samstag beginnt nun die Nominierungsphase, in der sich zunächst die Kandidatinnen und Kandidaten für eine Nachfolge von Armin Laschet erklären können.

Thorsten Wollscheid, Maike Malzahn, Dennis Junk, Markus Wolf – sie gehören zu den jüngeren Amtsträgern in der rheinland-pfälzischen CDU, von denen es vergleichsweise viele gibt. Mit diesem Pfund können wir wuchern, ist Markus Wolf überzeugt.
Dann fährt sein ICE am Mainzer Hauptbahnhof ein. Und die Erneuerung der CDU rollt an.

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